WARUM-KATHOLISCH.DE

Sola Catholica

Was bei der Navigation gilt, das gilt im übertragenen Sinn auch bei der Heiligen Schrift. Ändert man den Kurs auch nur um wenige Grad, so kommt man an einem völlig anderen Zielort heraus. Ebenso führt auch eine kleine Veränderung der Schrift zu völlig veränderten Aussagen selbiger.

Martin Luther hat den Text der ursprünglichen Bibel gefälscht und gab dies auch zu. Er entfernte zudem mehrere Bücher der ursprünglichen Bibel.

 

Gleichzeitig behauptet er jedoch, dass die von ihm so veränderte Heilige Schrift die alleinige Quelle und Norm des christlichen Glaubens sein soll.

 

Das Ergebnis ist logischerweise ein deformiertes, unvollständiges, irreführendes und falsches Abbild des ursprünglichen Glaubens. Luther übersetzte eine Passage des in der Bibel enthaltenen Briefs an die Römer, als dessen Verfasser kein Geringerer als der Völkerapostel Paulus persönlich gilt, bewusst falsch.

 

 

Betrachten wir die Passage zunächst einmal, wie sie von der ursprünglichen Bibel ausgehend authentisch in der Einheitsübersetzung übersetzt wird und danach, wie sie von Martin Luther übertragen wurde:

 

„Denn wir sind der Überzeugung, dass der Mensch durch Glauben gerecht wird, unabhängig von Werken des Gesetzes.“

 

Quelle: Römer 3,28 Revidierte Einheitsübersetzung 2016

 

„So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den
Glauben.“

 

Quelle: Römer 3,28 Lutherbibel 2017

 

 

Konkret übersetzte Luther an besagter Schriftstelle also den Text mit „…allein durch den Glauben wird der Mensch gerecht“.

 

Das Problem: Das Wörtchen „allein“ steht dort nicht im Römerbrief.

 

Dieses wurde bewusst vom Vater der protestantischen Reformation hinzugefügt, wie er selbst auch in seinem „Sendbrief vom Dolmetschen“ schriftlich festgehalten hat.

 

Ich zitiere nun dieses Schreiben von Martin Luther:

 

„So habe ich hier Röm.“ 3, 28 sehr wohl gewusst, dass im lateinischen und griechischen Text das Wort »solum« nicht stehet, und hätten mich solches die Katholiken nicht zu lehren brauchen.

 

Wahr ists, diese vier Buchstaben »sola« stehen nicht drinnen.

 

Diese Buchstaben sehen die Eselsköpfe an, wie die Kühe ein neues Tor, sehen aber nicht, dass die Absicht des Textes gleichwohl das »sola« in sich hat, und wo mans klar und deutlich verdeutschen will, so gehört es hinein.

 

Denn ich habe Deutsch, nicht Lateinisch noch Griechisch, reden wollen, da ich mir beim Übersetzen Deutsch zu reden vorgenommen hatte. Das ist aber die Art unserer deutschen Sprache: Wenn sie von zwei Dingen redet, deren man eines bejaht und das andere verneint, so gebraucht man das Wort »solum« (»allein« (nur) neben dem Wort »nicht« oder »kein«. Z. B. Wenn man sagt: »Der Bauer bringt allein (nur) Korn und kein Geld«; »Nein, ich hab wahrlich jetzt nicht Geld, sondern allein (nur) Korn«; »Ich hab allein (nur) gegessen und noch nicht getrunken«; »Hast du allein (nur) geschrieben und (es) nicht durchgelesen«? Und dergleichen auf unzählige Weisen im täglichen Gebrauch.

 

Diesen Redewendungen allen – wenn es gleich die lateinische oder griechische Sprache nicht tut, so tut es doch die deutsche – ist es ihre Art, dass sie das Wort »allein« (nur) hinzusetzt, auf dass das Wort »nicht« oder »kein« desto vollständiger und deutlicher sei. Denn obwohl ich auch sage: »Der Bauer bringt Korn und kein Geld«, so klingt doch das Wort »kein Geld« nicht so vollständig und deutlich, als wenn ich sage: »Der Bauer bringt allein (nur) Korn und kein Geld«; und hier hilft das Wort »allein« (nur) dem Wort »kein« so viel, dass es eine vollständige deutsche, klare Rede wird.

 

Denn man muss nicht die Buchstaben in der lateinischen Sprache fragen, wie man Deutsch reden soll, wie diese Esel tun, sondern man muss die Mutter im Hause, die Kinder auf der Gasse und den einfachen Mann auf dem Markt danach fragen und denselben auf das Maul sehen, wie sie reden, und danach übersetzen – so verstehen sie es denn und merken, dass man Deutsch mit ihnen redet. Z. B. Wenn Christus (Matth. 12, 34; Luk. 6, 45) sagt: Ex abundantia cordis os loquitur: Wenn ich den Eseln folgen soll, werden mir die Buchstaben vorlegen und so übersetzen: »Aus dem Berfluß des Herzens redet der Mund.« Sage mir, ist das Deutsch geredet?

 

Welcher Deutsche verstehet so etwas? Was ist »Überfluß des Herzens« für ein Ding? Das kann kein Deutscher sagen. Er wolle denn sagen, es sei, dass einer ein allzu großes Herz habe oder zu viel Herzens habe, obwohl das auch noch nicht richtig ist. Denn »Überfluß des Herzens« ist kein Deutsch; so wenig wie das Deutsch ist: »Überfluß des Hauses«, »Überfluß des Kachelofens«, »Überfluß der Bank«, sondern so redet die Mutter im Haus und der Mann auf der Straße: »Wes das Herz voll ist, des gehet der Mund über.« Das heißt, gut Deutsch geredet, was ich mich befleißigt, aber leider nicht immer erreicht noch getroffen habe. Denn die lateinischen Buchstaben hindern über alle Maße, sehr gutes Deutsch zu reden. Ebenso, wenn der Verräter Judas Matth. 26, 8 sagt: Ut quid perditio haec? Und Mark. 14, 4: Ut quid perditio ista unguenti facta est? Folge ich den Eseln und Buchstabilisten, so muss ichs so verdeutschen: »Warum ist diese Verlierung der Salben geschehen«? Was ist das aber für Deutsch?

 

Welcher Deutsche redet so: »Verlierung der Salben ist geschehen«? Und wenn er richtig verstehe, so denkt er, die Salbe sei verloren, und er müsse sie etwa wieder suchen, obwohl das auch noch dunkel und ungewiss klingt. Wenn das nun gutes Deutsch ist, warum treten sie nicht hervor und machen uns ein solches feines, hübsches deutsches Neues Testament und lassen Luthers Testament liegen? Ich meine ja, sie sollten ihre Kunst an den Tag bringen.

 

Aber der deutsche Mann redet so: Ut quid etc.: »Was soll doch solche Verschwendung?« »Nein, es ist schade um die Salbe.« Das ist gutes Deutsch, woraus man erkennt, dass Magdalena mit der verschütteten Salbe verschwenderisch umgegangen sei und Schaden angerichtet habe. Das war Judas Meinung: Denn er dachte, bessere Verwendung zu schaffen. Ebenso, da der Engel Luk. 1, 28 Maria grüßet und sagt: »Gegrüßet seist du, Maria, voll Gnaden, der Herr mit dir.«

 

Wohlan, so ist es bisher schlicht den lateinischen Buchstaben entsprechend verdeutschet worden. Sage mir aber, ob das auch gutes Deutsch sei! Wo redet der deutsche Mann so: »Du bist voll Gnaden«? Und welcher Deutsche verstehe, was damit gesagt sei: »voll Gnaden«? Er muss an ein Fass voll Bier oder Beutel voll Geldes denken. Darum habe ichs verdeutscht: »du Holdselige«, damit ein Deutscher sich desto besser vorstellen kann, was der Engel mit seinem Gruß meint.

 

Aber hier wollen die Katholiken toll werden über mich, dass ich den Engelsgruß verderbet habe, obwohl ich damit noch nicht das beste Deutsch getroffen habe. Und hätte ich das beste Deutsch hier nehmen und den Gruß so verdeutschen sollen: »Gott grüße dich, du liebe Maria« – denn so viel will der Engel sagen, und so würde er geredet haben, wenn er sie auf Deutsch hätte grüßen wollen – ich meine, sie (die Katholiken) sollten sich wohl vor großer Schwärmerei für die liebe Maria selbst erhängt haben, weil ich den Gruß so zunichtegemacht hätte.

 

Quelle: Martin Luther: Ein Sendbrief vom Dolmetschen (1530). Martin Luther: Gesammelte Werke, S. 3148 (vgl. Luther-W. Bd. 5, S. 85 ff.) (c) Vandenhoeck und Ruprecht

 

Vielleicht meinen Sie jetzt, weshalb denn die ganze Aufregung? Es kann ja schließlich nicht so schlimm sein,ein kleines Wörtchen zu viel aufzuschreiben. Diesen Ausdruck könne man ja als eine Art Füllwort durchgehen lassen.

Denken Sie an den Vergleich mit der Navigation, der ich mich anfangs bedient habe. Ein paar Grad können darüber entscheiden, auf welchem Kontinent ein Schiff ankommt. So ändert diese „Kleinigkeit“ den Sinn und die Aussage des Textes ganz wesentlich.

 

Es ist eine Sache einen Text sinnvoll in eine andere Sprache zu übersetzen, was selten Wort für Wort passiert, was der Reformator kurz gefasst als Begründung für seine Ergänzung anführt. 

 

Eine völlig andere ist es, in diesem Vorgang Text hinzuzufügen, der nicht vorhanden ist und dem ganzen eine völlig andere Bedeutung gibt.

 

Bedarf es einzig und allein des Glaubens an Jesus Christus, um vor Gott gerecht zu werden, so spielt nicht eine einzige gute oder schlechte Tat des Menschen auf Erden irgendeine Rolle für seine Erlösung.

 

Es steht jedoch in der Textstelle nicht „allein durch den Glauben“, sondern lediglich „durch Glauben“.

 

Das sagt für sich allein betrachtet zunächst mal nichts darüber aus, ob auch die Taten eines Menschen eine Rolle für seine Erlösung spielen oder nicht. Man müsste folglich andere Bibelstellen heranziehen, um damit herauszufinden oder zu „triangulieren“, in welchem Kontext die Taten von Menschen zum Glauben an Jesus Christus stehen, wenn es um die Frage geht, ob ein Mensch in den Himmel oder in die Hölle kommt.

 

Entweder ist der Text, der von Luther übersetzt werden sollte, also so aussagekräftig, dass ein Mensch definitiv nur durch den Glauben allein gerettet werden kann – dann ergibt es auch inhaltlich keinen Sinn, das Wort „allein“ herbeizudichten, davon abgesehen, dass es nicht dort steht – oder der Satz im Römerbrief für sich betrachtet lässt eben Spielraum dafür, dass der Glaube zwar eine Rolle spielt, aber auch andere Dinge wie Werke eine Rolle spielen können. Auch dann gäbe es keine Rechtfertigung, dieses Wort an diese Stelle zu setzen, wenn man authentisch und ungefärbt übersetzen will. Es sei denn, man möchte dem Text einen „Schubs“ verpassen, damit er etwas aussagt, von dem man will, dass er es aussagen soll.

 

Stellen Sie sich bitte einmal Folgendes vor:

 

Sie fragen jemanden, wie sie auf eine bestimmte Insel vom Festland aus kommen. Wenn diese Person zu Ihnen sagt „Sie kommen ALLEIN mit dem Boot auf diese Insel“, ist dies etwas anderes, als wenn man zu Ihnen sagt „Sie kommen mit dem Boot auf diese Insel“.

 

Denn dann kann es dort auch einen Flughafen geben und ich komme auch damit auf die Insel, oder evtl. Auch mit dem Auto oder Zug, wenn eine Brücke zum Festland existiert. Zumindest werden diese Optionen von der Person, die Sie ansprechen, dann offen gelassen und nicht ausgeschlossen.

 

Katholiken glauben zwar auch, dass man nicht ohne den Glauben an Jesus Christus in den Himmel kommen kann. Jedoch spielen im katholischen Christentum die Werke des Menschen eine große Rolle und wirken mit dem Glauben zusammen. Ein Glauben muss vorhanden sein und sich auch in Werken manifestieren.

 

Eine Person kann zwar sehr menschenfreundlich sein, wenn sie jedoch Jesus Christus ablehnt, kann sie sich nicht durch ihre guten Taten den Himmel aus eigener Kraft erkaufen. Wer mit Gott nichts zu tun haben will oder diesen sogar hasst, der kann nicht in den Himmel kommen, denn der Himmel ist die direkte Gegenwart Gottes. Die „Werke des Gesetzes“, von denen in der zitierten Stelle im Römerbrief die Rede ist, sind z. B. rituelle Vorschriften, die für das Volk der Juden gelten.

 

Paulus, welcher der Verfasser des Römerbriefes ist, will aussagen, dass Christen sich nicht wie Juden beschneiden lassen müssen oder nur koschere Lebensmittel essen dürfen. Diese Werke des Gesetzes rechtfertigen nicht den Christen vor Gott, sondern es bedarf des Glaubens an Jesus Christus. Dies soll aber nicht bedeuten, dass es völlig egal ist, was man auf Erden tut, im Gegenteil. Das eigene Handeln muss im Kontext des Gesetzes stehen. Paulus zieht hier eine kultische Grenze zwischen Judentum und dessen Erfüllung, dem Christentum.

Das Verbot von schweren Sünden, die eine Verdammung des Menschen nach sich ziehen können, wie z. B. Mord, Ehebruch, schwerer Diebstahl etc. sollen mit der Aussage nicht aufgehoben werden.

 

Dies ist eine Betrachtung, die nicht möglich ist, wenn man den Text mit „Allein durch Glauben“ schlichtweg falsch übersetzt. In der protestantischen Sichtweise beziehen sich hingegen die „Werke des Gesetzes“ quasi auf jede Tat der Menschen.

 

Glaubt man, dieser nicht katholischen Sichtweise folgend, an Jesus Christus, kann man jedes erdenkliche Verbrechen gegen seine Mitmenschen begehen. Denn man wird dann nicht nur gerettet, sondern kommt obendrein auch noch völlig ungestraft davon.

 

Man sollte, wenn es um die Interpretation von Bibeltexten geht, nie eine Stelle für sich isoliert betrachten. Man muss sie mit anderen Stellen in Kontext setzen, um zu verstehen, was eigentlich ausgesagt werden soll.

 

Betrachtet man nicht nur diese Stelle aus dem Römerbrief, sondern beispielsweise auch die Aussagen im Brief des Jakobus, so wird schnell klar, dass der Römerbrief nicht so zu verstehen ist, wie Luther es interpretierte:

 

 

„Was nützt es, meine Brüder und Schwestern, wenn einer sagt, er habe Glauben, aber es fehlen die Werke?“ „Kann etwa der Glaube ihn retten?“

 

Wenn ein Bruder oder eine Schwester ohne Kleidung sind und ohne das tägliche Brot und einer von euch zu ihnen sagt: Geht in Frieden, wärmt und sättigt euch! Ihr gebt ihnen aber nicht, was sie zum Leben brauchen – was nützt das?

 

So ist auch der Glaube für sich allein tot, wenn er keine Werke vorzuweisen hat. Aber es könnte einer sagen: Du hast Glauben und ich kann Werke vorweisen; zeige mir deinen Glauben ohne die Werke und ich zeige dir aus meinen Werken den Glauben.

 

Du glaubst: Es gibt nur einen Gott. Damit hast du Recht; das glauben auch die Dämonen und sie zittern. Willst du also einsehen, du törichter Mensch, dass der Glaube ohne Werke nutzlos ist?

 

Abraham, unser Vater, wurde er nicht aus den Werken als gerecht anerkannt, als er seinen Sohn Isaak auf den Opferaltar legte? Du siehst, dass der Glaube mit seinen Werken zusammenwirkte und dass der Glaube aus den Werken zur Vollendung kam. So hat sich das Wort der Schrift erfüllt: Abraham glaubte Gott, und das wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet und er wurde Freund Gottes genannt. Ihr seht, dass der Mensch aus Werken gerechtfertigt wird und nicht aus Glauben allein.

 

Wurde nicht ebenso auch die Dirne Rahab durch ihre Werke als gerecht anerkannt, weil sie die Boten bei sich aufnahm und dann auf einem anderen Weg entkommen ließ? „Denn wie der Körper ohne den Geist tot ist, so ist auch der Glaube ohne Werke tot.“

 

 

Quelle: Jakobus 2, 14-26, Revidierte Einheitsübersetzung 2016

 

 

Luther diskreditierte übrigens den Brief des Jakobus als „recht stroherne Epistel“. Es ist unter Luthers „kleiner Zugabe“ des Wörtchens „allein“ im Römerbrief nicht möglich, den Römerbrief des Paulus und den des Jakobus unter einen Hut zu bringen.

 

Wir müssen allerdings nicht einmal unbedingt den Brief des Jakobus zitieren, denn selbst innerhalb der verschiedenen Briefe von Paulus ergeben sich aus der protestantischen Sichtweise widersprüchliche Aussagen.

 

Verlassen Sie sich nicht auf meine Aussage. Bitte überzeugen Sie sich gerne selbst und lesen Sie die Dokumente von Paulus! Unter der katholischen Sichtweise werden Sie Ihnen sinnvoll und in sich stimmig erscheinen. Lesen Sie sie, aber nach der protestantischen Auslegung hakt es bei vielen Stellen aufgrund von Widersprüchen.

 

Paulus bezieht sich an vielen Stellen auf die Gnade Gottes, was ebenso im Einklang mit der katholischen Lehre steht wie das Handeln aus dieser Gnade heraus. Seine Aussagen stehen so im Einklang mit Jakobus. So lassen sich die Aussagen der unterschiedlichen Apostelautoren nicht nur unter einen Hut bringen.

 

Sie greifen sinnvoll ineinander, so wie es die katholische Kirche seit jeher gelehrt hat. Unter protestantischer Linse betrachtet wird oft versucht, Paulus gegen Jakobus auszuspielen, die Aussagen des Jakobus gemäß der lutherischen Vorgabe abzuwarten, um am Ende vor einer Reihe von Widersprüchen innerhalb der Briefe des Paulus zu stehen.

 

 

„Denn wir alle müssen vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden, damit jeder seinen Lohn empfängt für das Gute oder Böse, das er im irdischen Leben getan hat.“

 

Quelle: 2. Brief an die Korinther, 5,10 revidierte Einheitsübersetzung 2016

 

 

„Nein, ihr selber begeht unrecht und übervorteilt, und zwar Brüder.“ Wisst ihr nicht, dass Ungerechte das Reich Gottes nicht erben werden? Täuscht euch nicht! Weder Unzüchtige noch Götzendiener, weder Ehebrecher noch Lustknaben, noch Knabenschänder, noch Diebe, noch Habgierige, keine Trinker, keine Lästerer, keine Räuber werden das Reich Gottes erben. Und solche gab es unter euch. „Aber ihr seid reingewaschen, seid geheiligt, seid gerecht geworden im Namen Jesu Christi, des Herrn, und im Geist unseres Gottes.“

 

Quelle 1. Brief an die Korinther 6, 8–11 revidierte Einheitsübersetzung 2016

 

Zu beachten gilt, dass Paulus nicht in unserer heutigen Welt lebte, sondern in einer Welt, in der es nach den strengen Regeln des Judentums zahlreiche und umfassende „Do’s und Don’ts“ gab, die nahezu jeden Bereich des Lebens umfassten.

 

Im Vergleich dazu wirkte das anbrechende Christentum wie eine große Befreiung für die zu diesem Glauben übertretenden Juden. Paulus war selbst Jude und gesetzestreuer Pharisäer. Er predigte auch vielen Juden, was vielleicht nicht jedem bewusst ist. Wird er auch als Völkerapostel bezeichnet, so ging er stets zuerst in die Synagoge eines Ortes und predigte dort.

 

Es liegt in der Natur der Sache, dass Paulus aufgrund seiner Zuhörer entsprechend thematisiert und auch thematisieren musste. Dies mag ein Grund dafür sein, dass sich dieser Themenbereich vermehrt in seinen Briefen niederschlägt.

 

Vor diesem Kontext gilt es auch die Aussage zu den >>Werken des Gesetzes<< im zitierten Römerbrief zu betrachten. Es ging Paulus aus katholischer Sicht keineswegs darum die Heilsnotwendigkeit von guten Taten aufzuheben oder durch eine reine Glaubensgerechtigkeit auszuhebeln, was entgegen der protestantischen Sichtweise auch Sinn ergibt, wenn wir neben dem Brief an die Römer auch andere Quellen von Paulus und der Bibel im Allgemeinen heranziehen.

 

Damit das Evangelium weltweit bekannt wurde, musste es, dem Auftrag des auferstandenen Jesus folgend, von Christen verkündet werden. Mit dieser Aussage dürfte mutmaßlich jeder Protestant übereinstimmen.

 

Demnach erscheint es doch völlig logisch, dass Glaube und daraus folgende Werke (in diesem Fall die Evangelisierung) zusammengehören. Was wäre wohl geschehen, wenn die Apostel dem Auferstandenen damals geantwortet hätten, dass sie ja durch den Glauben an ihn gerettet sind und nichts weiter zur Verbreitung des Evangeliums tun wollen?

 

Aus gutem Grund hat das niemand getan, auch nicht der Völkerapostel Paulus, ganz im Gegenteil. Er hat aus dem Glauben heraus im Geist der Liebe gegenüber Gott und dem Nächsten gehandelt. Er hat weder Mühen, Verfolgung, Folter, Gefangenschaft oder Tod gescheut und ganz maßgeblich zur Evangelisierung der damaligen Welt beigetragen.

 

Der Kontext des alten Testaments und die Aussagen, Predigten und Gleichnisse von Jesus Christus erwecken keineswegs den Anschein, als seien die guten oder schlechten Taten von Menschen nicht auch relevant für ihre Erlösung oder Verdammung.

 

Ich zitiere hier exemplarisch:

 

Das Gleichnis vom Gericht des Menschensohnes über die Völker.

 

„Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen.

 

Und alle Völker werden vor ihm versammelt werden und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet.

 

Er wird die Schafe zu seiner Rechten stellen, die Böcke aber zur Linken. Dann wird der König denen zu seiner Rechten sagen: Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, empfangt das Reich als Erbe, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist!

 

Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen.

 

Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und dir zu essen gegeben oder durstig und dir zu trinken gegeben? Und wann haben wir dich fremd gesehen und aufgenommen oder nackt und dir Kleidung gegeben? Und wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen?

 

Darauf wird der König ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.

 

Dann wird er zu denen auf der Linken sagen: Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel bestimmt ist! Denn ich war hungrig und ihr habt mir nichts zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir nichts zu trinken gegeben; ich war fremd und ihr habt mich nicht aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir keine Kleidung gegeben; ich war krank und im Gefängnis und ihr habt mich nicht besucht.

 

Dann werden auch sie antworten: Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig oder fremd oder nackt oder krank oder im Gefängnis gesehen und haben dir nicht geholfen? Darauf wird er ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan. „Und diese werden weggehen zur ewigen Strafe, die Gerechten aber zum ewigen Leben.“

 

Quelle: Matthäus 25, 31-46, Revidierte Einheitsübersetzung 2016

 

Paulus sagt aus, dass ein Christ nicht zuerst Jude werden muss, um dann zum Christen werden zu können. Ein Christ muss weder beschnitten sein, noch muss er bestimmte Riten einhalten oder sich koscher ernähren. Paulus geht es jedoch keineswegs darum, die Verantwortung für das eigene Handeln abzuschaffen, denn dann müsste er die Botschaft Christi bekämpfen, für deren Verbreitung er jedoch alles Erdenkliche getan hat.

 

 Wo Paulus also eine christliche Freiheit von Werken des Gesetzes der Juden vermittelt hat, will der Protestantismus gleich sämtliche Vorgaben Gottes aufheben und Ehebruch, das Ehren der Eltern, Diebstahl oder auch Mord werden zu einer Option. Jesus sagte nicht, dass sie einfach nur an ihn glauben sollen, und alles andere ist egal.

 

Statt die Ehe zu brechen, ist es nun eine Sünde einer Frau, auch nur lüstern hinterherzuschauen. Er wies die Ehebrecherin an, dies nie wieder zu tun. Er verlangte immer wieder zu vergeben und seine Feinde zu segnen und noch vieles mehr. Nichts davon weist darauf hin, dass es sich hier um unverbindliche Handlungsempfehlungen handelt, ganz im Gegenteil. Jesus sagte auch nicht zu seinen Aposteln, dass sie sich hinsetzen und aufschreiben sollen, was er sagt.

 

Er hat seine Apostel hinaus geschickt und angewiesen, den Menschen das Evangelium zu verkünden. Noch bevor es die „Heilige Schrift“ gab, gab es die Kirche. Die Heilige Schrift enthält deshalb Gottes Wort, weil die Kirche festgelegt hat, dass sie eben dieses enthält. Es lässt sich somit sagen, dass Sola Scriptura (selbst wenn es sich auf die richtige Version der Schrift beziehen würde) unchristlich wäre.

 

Ohne die Kirche keine Heilige Schrift. Im Protestantismus kann man glauben, was man will. Die katholische Kirche hingegen verwechselt nicht die eigene Vorstellung mit der Vorsehung Gottes. Die Kirche versteht und entfaltet den Glauben mit der Zeit zwar besser, aber man kann nicht Dinge auflösen (z. B. die Unauflöslichkeit der Ehe), die zu den Zeiten der Apostel schon Gültigkeit besessen haben.

 

Tut man dies dennoch, so läuft man Gefahr, die authentisch übermittelte Botschaft Gottes mit der Botschaft der eigenen Vorlieben zu verwechseln. Gnade kann nicht erzwungen oder errungen werden. Wenn sie gegeben wird, muss sie aber ergriffen und genutzt werden. Ihr könnt widerstanden werden.

 

Unser Mitwirken ist notwendig und Gott straft auch. Unter anderem kann er auch für Ungehorsam Strafen, was wir sowohl im Alten als auch im Neuen Testament lesen können. Des Weiteren lesen wir dort, dass falsche Propheten wegen ihrer schlechten Früchte erkannt werden können. Auch von Einheit ist die Rede, Spaltung soll vermieden werden.

 

 

Jesus predigte den Menschen und nahm immer auch Einfluss auf das Verhalten der Menschen. Jeder sollte von seinen schlechten Taten ablassen und umkehren, sich bessern. Hätte Jesus dies getan, wenn das, was er predigte, optional wäre?

 

Wie unser damaliger Papst Benedikt der XVI. Passend ausgesagt hat, hebt Paulus nicht die Aussagen von Jesus Christus auf.

„Liebe Brüder und Schwestern! In der Katechese vom vergangenen Mittwoch habe ich über die Frage gesprochen, wie der Mensch vor Gott gerecht wird. Dem hl. Paulus folgend haben wir gesehen, dass der Mensch nicht imstande ist, durch seine eigenen Taten »gerecht« zu werden, sondern nur deshalb vor Gott wirklich »gerecht« werden kann, weil Gott ihm seine »Gerechtigkeit« verleiht, indem er ihn mit Christus, seinem Sohn, vereint. Und diese Vereinigung mit Christus erreicht der Mensch durch den Glauben.

 

In diesem Sinne sagt uns der heilige Paulus: Nicht unsere Werke, sondern der Glaube macht uns »gerecht«. Dieser Glaube ist jedoch nicht ein Gedanke, eine Meinung, eine Idee. Dieser Glaube ist Gemeinschaft mit Christus, die uns der Herr schenkt und die deshalb Leben und Gleichförmigkeit mit ihm wird. Oder mit anderen Worten gesagt: Der Glaube wird, wenn er wahrhaftig und wirklich ist, zur Liebe, er wird zur Nächstenliebe, er findet in der Nächstenliebe seinen Ausdruck. Ein Glaube ohne Liebe, ohne diese Frucht, wäre kein wahrer Glaube.

 

Es wäre ein toter Glaube. Wir haben also in der letzten Katechese zwei Ebenen vorgefunden: die Ebene, der zufolge unsere Taten, unsere Werke nicht relevant sind, um das Heil zu erreichen, und die Ebene der »Rechtfertigung« durch den Glauben, der die Frucht des Geistes hervorbringt. Die Vermengung zwischen diesen beiden Ebenen hat im Laufe der Jahrhunderte nicht wenige Mißverständnisse in der Christenheit hervorgerufen.

 

In diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass der heilige Paulus im Brief an die Galater einerseits den Akzent in radikaler Weise auf die Unentgeltlichkeit der Rechtfertigung durch unsere Werke legt, aber gleichzeitig auch die Beziehung zwischen Glaube und Liebe, zwischen Glaube und Werken hervorhebt:

 

»Denn in Christus Jesus kommt es nicht darauf an, beschnitten oder unbeschnitten zu sein, sondern darauf, den Glauben zu haben, der in der Liebe wirksam ist« (Gal 5,6). Folglich gibt es einerseits die »Werke des Fleisches«, nämlich »Unzucht, Unsittlichkeit, ausschweifendes Leben, Götzendienst…« (Gal 5,19–21): alles Werke, die im Gegensatz zum Glauben stehen; andererseits gibt es das Wirken des Heiligen Geistes, der das christliche Leben dadurch nährt, dass er »Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung« weckt (Gal 5,22): Das sind die Früchte des Geistes, die aus dem Glauben hervorgehen.

 

Am Anfang dieser Aufzählung von Tugenden wird die Agape, die Liebe, genannt und am Schluss die Selbstbeherrschung. Tatsächlich gießt der Heilige Geist, der die Liebe des Vaters und des Sohnes ist, seine erste Gabe, die Agape, in unsere Herzen aus (vgl. Röm 5,5); und um sich in ihrer Fülle zum Ausdruck zu bringen, erfordert die Agape, die Liebe, die Selbstbeherrschung Von der Liebe des Vaters und des Sohnes, die uns erreicht und unser Dasein zutiefst verwandelt, habe ich auch in meiner ersten Enzyklika Deus Caritas Est gesprochen.

 

Die Gläubigen wissen, dass in der gegenseitigen Liebe die Liebe Gottes und Christi durch den Heiligen Geist Fleisch annimmt. Kehren wir zum Brief an die Galater zurück. Hier sagt der heilige Paulus, dass die Gläubigen, wenn einer des anderen Last trägt, das Gebot der Liebe erfüllen (vgl. Gal 6,2).

 

Nachdem wir durch das Geschenk des Glaubens an Christus gerechtfertigt sind, sind wir dazu berufen, in der Liebe Christi zum Nächsten zu leben, denn nach diesem Maßstab werden wir am Ende unseres Daseins gerichtet werden. In Wirklichkeit wiederholt Paulus nur das, was Jesus selbst gesagt hatte und was uns im Evangelium vom vergangenen Sonntag, nämlich im Gleichnis vom Letzten Gericht, wieder vor Augen geführt wurde. Im ersten Brief an die Korinther stimmt der hl. Paulus ein berühmtes Loblied auf die Liebe an.

 

Es ist das sogenannte Hohelied der Liebe: »Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte ich aber die Liebe nicht, wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke… Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig.« Sie ereifert sich nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf. »Sie handelt nicht ungehörig, sucht nicht ihren Vorteil…« (1 Kor 13,1.4-5).

 

Die christliche Liebe ist äußerst anspruchsvoll, da sie aus der vollkommenen Liebe Christi zu uns hervorströmt: jener Liebe, die uns beansprucht, uns aufnimmt, umarmt und stützt, bis es uns gleichsam Schmerz bereitet, denn sie drängt jeden, nicht mehr für sich selber, verschlossen im eigenen Egoismus zu leben, sondern für den, »der für uns gestorben ist und auferweckt wurde« (vgl. (2 Kor 5,15) Die Liebe Christi lässt uns in ihm zu jener neuen Schöpfung werden (vgl. (2 Kor. 5,17), die zu seinem mystischen Leib gehört, der die Kirche ist.

 

Aus dieser Sicht steht die zentrale Stellung der Rechtfertigung ohne die Werke – dem Hauptthema der Verkündigung des Paulus – nicht im Widerspruch zum Glauben, der in der Liebe tätig ist; ja, sie verlangt, dass unser Glaube in einem Leben gemäß dem Geist seinen Ausdruck findet. Oft hat man eine unbegründete Gegenüberstellung der Theologie des hl. Paulus und jener des heiligen Jakobus gesehen, der in seinem Brief schreibt: »Denn wie der Körper ohne den Geist tot ist, so ist auch der Glaube tot ohne Werke« (Jak 2,26).

 

In Wirklichkeit verhält sich die Sache so: Während Paulus sich vor allem zu zeigen bemüht, dass der Glaube an Christus notwendig und ausreichend ist, legt Jakobus den Akzent auf die daraus folgenden Beziehungen zwischen dem Glauben und den Werken (vgl. Jak 2,2-4). Somit bezeugt der Glaube, der in der Liebe tätig ist, sowohl für den heiligen Paulus wie für Jakobus das unentgeltliche Geschenk der Rechtfertigung in Christus. Das in Christus empfangene Heil muss »mit Furcht und Zittern« bewahrt und bezeugt werden. »Denn Gott ist es, der in euch das Wollen und das Vollbringen nach seinem Plan der Liebe bewirkt, noch über euren guten Willen hinaus… Tut alles ohne Murren und Bedenken… Haltet fest am Wort des Lebens«, wird der hl. Paulus auch den Christen von Philippi sagen (vgl. Phil 2,12-14.16).

 

Oft sind wir versucht, in dieselben Mißverständnisse zu verfallen, wie sie für die Gemeinde von Korinth charakteristisch waren: Jene Christen dachten, dass ihnen, da sie unentgeltlich in Christus durch den Glauben gerechtfertigt waren, »alles erlaubt sei«. Und sie dachten – und oft scheint es, als würden auch Christen von heute so denken –, dass es erlaubt sei, Spaltungen in der Kirche, im Leib Christi, hervorzurufen, die Eucharistie zu feiern, ohne sich um die bedürftigsten Brüder und Schwestern zu kümmern, und nach den erhabensten Charismen zu streben, ohne sich im Klaren zu sein, dass die einen Glieder der anderen sind und so weiter. Verheerend sind die Folgen eines Glaubens, der nicht in der Liebe Fleisch annimmt, denn er wird zur Willkür und zum Subjektivismus, der für uns und die Brüder am schädlichsten ist. Im Gegensatz dazu müssen wir uns in der Nachfolge des hl. Paulus aufs neue der Tatsache bewusst werden, dass wir, gerade weil wir in Christus gerechtfertigt sind, nicht mehr uns selbst gehören, sondern Tempel des Geistes geworden sind und daher berufen sind, Gott in unserem Leib mit unserer ganzen Existenz zu verherrlichen (vgl. (1 Kor 6,19).

 

Es wäre ein Verschleudern des unschätzbaren Wertes der Rechtfertigung, würden wir nicht Christus, durch dessen Blut wir um einen hohen Preis losgekauft worden sind, mit unserem Leib verherrlichen. In Wirklichkeit ist gerade dies unser »vernünftiger« und zugleich »geistlicher« Gottesdienst, weshalb wir von Paulus ermahnt werden, »uns selbst als lebendiges und heiliges Opfer darzubringen, das Gott gefällt« (Röm 12,1). Wozu würde eine Liturgie verkürzt werden, die nur auf den Herrn ausgerichtet ist, ohne gleichzeitig Dienst an den Brüdern und Schwestern zu sein? Was wäre ein Glaube, der nicht in der Liebe zum Ausdruck kommt? Der Apostel konfrontiert seine Gemeinden oft mit dem Weltgericht, bei dem »wir alle vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden [müssen], damit jeder seinen Lohn empfängt für das Gute oder Böse, das er im irdischen Leben getan hat« (2 Kor 5,10; vgl. auch Röm 2,16). Und dieser Gedanke an das Gericht muss uns in unserem Alltagsleben erleuchten.

 

Wenn die Ethik, die Paulus den Gläubigen vorschlägt, nicht auf eine Art Moralismus reduziert wird und sich für uns als aktuell erweist, dann deshalb, weil sie immer von der persönlichen und gemeinschaftlichen Beziehung zu Christus ausgeht, um sich im Leben nach dem Heiligen Geist zu bewahrheiten. Das ist wesentlich: Die christliche Ethik entsteht nicht aus einem System von Geboten, sondern sie ist die Folge unserer Freundschaft mit Christus.

 

Diese Freundschaft beeinflusst das Leben: Wenn sie wahr ist, nimmt sie in der Liebe zum Nächsten Fleisch an und verwirklicht sich in ihr. Deshalb beschränkt sich jeder ethische Verfall nicht auf die individuelle Sphäre, sondern ist gleichzeitig eine Abwertung des persönlichen und gemeinschaftlichen Glaubens: Der Verfall geht aus dieser Abwertung hervor und beeinflusst sie entscheidend. Lassen wir uns also von der Versöhnung erreichen, die Gott uns in Christus geschenkt hat, von der »verrückten« Liebe Gottes zu uns: Nichts und niemand wird uns je von seiner Liebe scheiden können (vgl. Röm 8,39). In dieser Gewissheit leben wir. „Diese Gewissheit schenkt uns die Kraft, den Glauben, der in der Liebe wirkt, konkret zu leben.“

 

 

Quelle: https://www.vatican.va/content/benedict-xvi/de/audiences/2008/documents/hf_ben-xvi_aud_20081126.html

 

Umso ironischer kann es wirken, den Glaubenssatz „Sola Scriptura“ zu verfolgen, wenn sich dieser auf eine gekürzte und verfälschte Version der ursprünglichen Bibel bezieht, bei deren Auslegung die Aussagen der verschiedenen Apostel gegeneinander ausgespielt werden müssen und Herabwürdigungen stattfinden.

 

Es existiert in der Schrift selbst, weder in der ursprünglichen noch in der deformierten Version, eine direkte Grundlage für ein Sola Scriptura. Die Schrift soll nach protestantischer Definition die alleinige Grundlage sein, die keiner Ergänzung oder kirchlicher Überlieferung bedarf. Allerdings steht dieser Grundsatz nicht in der Schrift selbst, sondern es handelt sich dabei um eine „Tradition“ des Protestantismus der doch selbst in sich kirchliche Traditionen ablehnt und nur die Schrift als alleinige Grundlage einsetzen will – die Katze beißt sich selbst in den Schwanz.

 

 

Vieles weist darauf hin, dass das „Pferd der Reformation“ von hinten aufgezäumt wurde.

 

Martin Luther fragte nicht danach, wer Gott ist.


Er fragte danach, wer Gott für ihn ist.

 

Er wollte einen Gott und eine Rechtfertigung, bei der die Taten des Menschen keine Rolle spielen. Luther verfolgte eine ablehnende Haltung gegenüber einem Gott, der auch straft, und stellte fest, dass der Mensch niemals Gott genügen kann, auch wenn er sich noch so anstrengt – was
folgerichtig in der Natur der Sache liegt.

 

Auch ein Duell, an dem
Luther beteiligt war und bei dem ein Mensch ums Leben kam, und folgende Gewissensbisse könnten eine Rolle bei der Wahl seines Gottesbildes gespielt haben. Diese Lehre fand bei den Anhängern der Reformation großen Anhang. Die Schrift wurde umgebaut und das Ergebnis absolut gesetzt. Es wurde quasi nicht die Aufgabe gerechnet und das Ergebnis ermittelt, es wurde das Ergebnis vorgegeben und die
Aufgabe dazu gebaut.

 

Dies alles kann jedoch weder eine Rechtfertigung für eine Kirchenspaltung noch für eine authentische Suche nach Gott sein, sondern ist vielmehr das Verbiegen eines Gottesbildes, bis es
auf die eigenen Wünsche passt.

 

Fakt ist jedoch, dass in der Textstelle das Wörtchen „allein“ nicht zu finden ist, wenn man sie authentisch übersetzt.

 

Das Hinzufügen des Wortes provoziert falsche Rückschlüsse. Ebenso liegt ein deutlicher Bruch mit der katholischen Kirche vor, der gewollt war oder zumindest gebilligt wurde. Die Exkommunikation von Luther wurde nicht aufgehoben und der Protestantismus gilt nach wie vor als Häresie.

 

Bemerkenswert ist auch, dass Luther die ursprüngliche Heilige Schrift um sieben Bücher kürzte, welche die geschilderte katholische Sichtweise des Gefüges von Glauben und Werken stützen und mit aufgebaut haben. Es handelt sich um die
folgenden Bücher des Alten Testaments:

 

 

-Tobit

 

-Judit

 

-1 Makkabäer

 

-2 Makkabäer

 

-Weisheit

 

-Jesus Sirach

 

-Baruch

 

 

Außerdem bestimmte Bestandteile vom Buch Esther sowie vom Buch Daniel.

 

Technisch gesehen hat Martin Luther zwar diese Texte nicht aus der Bibel entfernt, er hat sie jedoch zu Apokryphen degradiert. Dies bedeutet, dass diese Schriften aus protestantischer Sicht zwar nützlich zu lesen sein mögen, aber nicht der Heiligen Schrift gleichgestellt sind und sie somit nicht von „Sola Scriptura“ erfasst werden. In späteren protestantischen Bibelausgaben wurden sie dann jedoch ganz entfernt,
was durch die Vorarbeit von Luther nun ein Leichtes war.

 

Aber auch damit nicht genug. Luther betrachtete auch neutestamentliche Bestandteile der Heiligen Schrift als umstritten (Hebräer, Jakobus, Judas, Offenbarung). Diese fügte er ganz ans Ende der neutestamentlichen
Reihenfolge. Den Jakobusbrief diskreditierte er darüber hinaus als „stroherne Epistel“. Dies wirkt ironisch, besonders wenn wir den reformatorischen Glaubenssatz „Sola Scriptura“ im Hinterkopf
behalten. Es zählt nur die Schrift, jedoch wurde diese an
zahlreichen Stellen durch Martin Luther und die Reformatoren deformiert.

 

Dies alles wirkt nicht wie ein aufrechtes Streben nach der Wahrheit, sondern wie ein gewaltsames Pressen der Heiligen Schrift in eine Form, die dem persönlichen Willen des Vaters der Reformation entsprechen soll. Was nicht in die Form passt, wird gequetscht und was übersteht, wird abgeschnitten. Die Authentizität von Büchern der Bibel wird auf einmal angezweifelt und es werden ganze Bücher entfernt.

 

Es werden in der Übersetzung Worte hinzugefügt, die nicht vorhanden sind. Paulus wird fälschlicherweise gegen den abgewerteten Jakobus ausgespielt. Dem so geschnürten Paket drückt man den Stempel „Sola Scriptura“ auf, damit keine störenden kirchlichen Überlieferungen mehr im Wege stehen, welche die offensichtlichen Fehler des Ganzen brandmarken könnten, und endlich kommt die Form heraus, die das ganze Konstrukt nach Luther haben soll.

Reflektieren wir die Reformation auch anhand der folgenden Aussagen
unseres Herrn Jesus Christus, zitiert aus dem Matthäusevangelium:

 

Das Doppelbildwort vom Salz und vom Licht


„Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr, außer weggeworfen und von den Leuten zertreten zu werden. Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht eine Leuchte an und stellt sie unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter; dann leuchtet sie allen im Haus. So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen.

 

Über die Erfüllung der Weisung Gottes


Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben! Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen. Amen, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird kein Jota und kein Häkchen des Gesetzes vergehen, bevor nicht alles geschehen ist. Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein. Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich. Darum sage ich euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.

 

Quelle: Matthäus 5, 13-20, Revidierte Einheitsübersetzung 2016

 

Die Goldene Regel

 

„Alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das tut auch ihnen!  Darin bestehen das Gesetz und die Propheten.“

 

Von den zwei Wegen

 

Geht durch das enge Tor! Denn weit ist das Tor und breit der Weg, der ins Verderben führt, und es sind viele, die auf ihm gehen. Wie eng ist das Tor und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und es sind wenige, die ihn finden.“

 

Von den falschen Propheten

 

„Hütet euch vor den falschen Propheten; sie kommen zu euch in Schafskleidern, im Inneren aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Erntet man etwa von Dornen Trauben oder von Disteln Feigen? Jeder gute Baum bringt gute Früchte hervor – ein schlechter Baum aber schlechte. Ein guter Baum kann keine schlechten Früchte hervorbringen und ein schlechter Baum keine guten. Jeder Baum, der keine guten Früchte hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. An ihren Früchten also werdet ihr sie erkennen.

 

Vom Erfüllen des Willens des Vaters

 

Nicht jeder, der zu mir sagt: »Herr!« Herr! Wird in das Himmelreich kommen, sondern wer den Willen meines Vaters im Himmel tut. Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: „Herr, Herr, sind wir nicht in deinem Namen als Propheten aufgetreten und haben wir nicht in deinem Namen Dämonen ausgetrieben und haben wir nicht in deinem Namen viele Machttaten gewirkt?“ Dann werde ich Ihnen antworten: Ich kenne euch nicht. Weg von mir, ihr Gesetzlosen!“

 

Bildwort vom klugen und törichten Hausbau

 

Jeder, der diese meine Worte hört und danach handelt, ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Fels baute. Als ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es nicht ein, denn es war auf Fels gebaut. Und jeder, der diese meine Worte hört und nicht danach handelt, ist ein Tor, der sein Haus auf Sand baute. Als ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es ein und wurde völlig zerstört.

 

Quelle: Matthäus 7, 12-27, Revidierte Einheitsübersetzung 2016.

Haben wir uns auf dieser Seite inhaltlich den reformatorischen Glaubenssätzen Sola Fide (reine Glaubensgerechtigkeit), Sola Scriptura (allein die Schrift) und Sola Gratia (allein durch Gnade) gewidmet und deren Inkonsistenz aufgezeigt, so soll die folgende Seite auf die übrigen reformatorischen „Dogmen“ Solo Christo (allein durch Christus) und Soli Deo Gloria (Ehre sei Gott allein) eingehen.

 

Fazit bisher:

 

Kein Glauben ohne Werke, Keine Schrift ohne Kirche, keine Gnade ohne Mitwirkung.