Die vorherige Seite befasste sich mit den reformatorischen Glaubenssätzen Sola Fide, Sola Scriptura, Sola Gratia und deren Widerlegung. Lassen Sie uns nun die verbleibenden protestantischen „Dogmen“ Solus Christus und Soli Deo gloria betrachten.
Solus Christus bedeutet, dass Jesus Christus der alleinige Mittler zwischen Gott und den Menschen ist.
Dies bedeutet, dass man seine Erlösung nicht ohne Christus in irgendeiner Weise erlangen kann (man kann sie sich z. B. nicht selbst losgelöst von Christus „erarbeiten“).
Ebenso kann niemand anderes als Jesus Christus zwischen Gott und den Menschen vermitteln.
Als Grundlage für diesen Glaubenssatz wird oftmals folgende Bibelstelle herangezogen:
„Denn: Einer ist Gott, Einer auch Mittler zwischen Gott und Menschen: der Mensch Christus Jesus“
Quelle: 1. Timotheus 2, 5 Revidierte Einheitsübersetzung 2016
Damit sei bewiesen – so die protestantische Sicht der Dinge – dass die Verehrung und Anrufung von Heiligen, wie sie Katholiken betreiben, verboten ist. Diese wird als eine Art Götzenverehrung oder Nekromantie verstanden.
Solus Christus geht Hand in Hand mit dem protestantischen Soli Deo gloria. Dies sagt zudem aus, dass Gott allein die Ehre gebührt und unterstreicht somit, dass es verboten ist, Heilige anzurufen. Katholiken schmälern folglich die Ehre Gottes, wenn sie Heilige oder gar Maria, die Mutter von Jesus Christus, um ihre Fürsprache anrufen.
Argumente hierfür sollen Bibelstellen wie diese liefern:
„Jemand sagte zu mir: Schreib auf: Selig, wer zum Hochzeitsmahl des Lammes eingeladen ist! Dann sagte er zu mir: Das sind zuverlässige Worte Gottes. Und ich fiel ihm zu Füßen, um ihn anzubeten. Er aber sagte zu mir: Tu das nicht! Ich bin ein Mitknecht wie du und deine Brüder, die das Zeugnis Jesu festhalten. Gott bete an! Das Zeugnis Jesu ist der Geist prophetischer Rede.„
Offenbarung 19, 9-10 Revidierte Einheitsübersetzung 2016
Betrachten wir nur diese exemplarischen Bibelstellen alleine, wirkt die reformatorische Argumentation schlüssig. Wie lässt sich also von Katholiken etwas anderes behaupten?
Betrachten wir doch einmal den ganzen Textabschnitt aus dem ersten Brief des Paulus an Timotheus, welchen ich weiter oben bereits angeführt hatte:
„Vor allem fordere ich zu Bitten und Gebeten, zu Fürbitte und Danksagung auf, und zwar für alle Menschen, für die Herrscher und für alle, die Macht ausüben, damit wir in aller Frömmigkeit und Rechtschaffenheit ungestört und ruhig leben können. Das ist recht und wohlgefällig vor Gott, unserem Retter; er will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen.
Denn: Einer ist Gott, / Einer auch Mittler zwischen Gott und Menschen: / der Mensch Christus Jesus, der sich als Lösegeld hingegeben hat für alle, / ein Zeugnis zur vorherbestimmten Zeit, als dessen Verkünder und Apostel ich eingesetzt wurde – ich sage die Wahrheit und lüge nicht -, als Lehrer der Völker im Glauben und in der Wahrheit.„
Quelle: 1. Timotheus 2, 1 – 7 Revidierte Einheitsübersetzung 2016
Was fällt hierbei auf? Betrachten wir die vollständige Textstelle, so wird schnell deutlich, dass Paulus, deren Verfasser, uns anweist, etwas für andere Menschen zu tun.
Nämlich für sie zu bitten und zu beten. Ebenso werden wir zur Fürbitte und Danksagung aufgefordert.
Wenn wir also für andere beten, so stellen wir uns weder an die Stelle Gottes noch „stehlen“ wir Gott die Verehrung, die ihm gebührt, sonst würde Paulus uns nicht dazu anweisen.
Selbst wenn man also die Denkweise eines Protestanten und somit Sola Scriptura anwendet, macht diese Schriftstelle deutlich, dass es nicht nur nichts Falsches ist, wenn man für andere betet.
Es wird sogar explizit dazu aufgerufen, von niemand Geringerem als Paulus persönlich. der im protestantischen Christentum ebenso wie im katholischen Christentum eine große Rolle spielt.
Um eben diese Bitten und Gebete, um Fürbitte und Danksagung flehen Katholiken, wenn sie Heilige, Engel und Maria anrufen. Diese sind bei Gott genauso lebendig wie jede andere Person, die sich noch auf Erden wandelt und nicht verstorben ist.
Lassen Sie uns nun auf die Textstelle aus der Offenbarung eingehen. Johannes spricht hier mit einem Engel, fällt ihm dabei zu Füßen und will ihn anbeten. Dieser lässt das nicht zu und verweist darauf, dass er (der Engel) nur ein Mitknecht ist und dass Johannes Gott anbeten soll.
Behalten Sie dies im Hinterkopf und schauen Sie sich die folgende Textstelle an:
Der Anführer des Heeres des Herrn
„Als Josua bei Jericho war und die Augen erhob, schaute er und siehe: Ein Mann stand vor ihm, mit einem gezückten Schwert in der Hand. Josua ging auf ihn zu und fragte ihn: Gehörst du zu uns oder zu unseren Feinden? Er antwortete: Nein, ich bin der Anführer des Heeres des HERRN. Ich bin soeben gekommen. Da fiel Josua auf sein Angesicht zur Erde nieder, um ihm zu huldigen, und fragte ihn: Was befiehlt mein Herr seinem Knecht? Der Anführer des Heeres des HERRN antwortete Josua: Zieh deine Schuhe aus; denn der Ort, wo du stehst, ist heilig. Und Josua tat es.“
Quelle: Josua 5, 13 – 15 Revidierte Einheitsübersetzung 2016
Vergleichen wir diese Stelle aus dem Buch Josua mit der Stelle aus der Offenbarung des Johannes. An beiden Stellen findet eine Kommunikation zwischen einem Engel und einem Menschen statt. Johannes wird von dem Engel darauf hingewiesen, dass dieser nur ein Mitknecht ist und dass Johannes Gott anbeten soll.
Er soll nicht den Engel anbeten. Josua hingegen huldigt dem Engel, er huldigt dem Anführer des Heeres des Herrn, welcher ihm nicht verbietet, dies zu tun.
Ein scheinbarer Widerspruch? Wie kann das sein, schließlich entsprechen doch im Himmel alle dem Willen Gottes, sonst wären sie doch nicht im Himmel? Wie kann da ein gottestreuer Engel das eine sagen und ein anderer das scheinbare Gegenteil zulassen? Wie sagte Jesus:
„Doch Jesus wusste, was sie dachten, und sagte zu ihnen: Jedes Reich, das in sich gespalten ist, wird veröden und eine Stadt und eine Familie, die in sich gespalten ist, wird keinen Bestand haben.“
Quelle: Matthäus 12, 25 Revidierte Einheitsübersetzung 2016
Hier redet Jesus zwar sinngemäß über Satan und sein Königreich, jedoch formuliert er allgemeinverbindlich, dass diese Aussage auf jedes Reich und jede Stadt und jede Familie bezogen werden kann. Eines ist somit sicher: Der Himmel ist nicht gespalten.
Wie lässt sich dieser Widerspruch also auflösen? Gar nicht, denn es liegt kein Widerspruch vor.
Katholiken beten Gott an, sie dürfen aber Heilige und Engel aufgrund deren besonderen Beziehung und Nähe zu Gott im Himmel anrufen und um deren Fürbitte und Gebet bei ihm bitten. Man kann es nicht genug betonen: Es wird ein strenger Unterschied gemacht zwischen dem Anbeten von Gott und der Verehrung von Heiligen und dem Beten zu ihnen mit der Bitte darum, dass sie Fürsprache bei Gott einlegen.
Es werden keine Heiligen als Götter verehrt, niemand macht Gott den Platz streitig, sondern sie gehören zu unserer Familie, sind uns zu Gott vorausgegangen und führen uns auf dem sicheren Weg zu Gott, ebenso wie die Engel, so das katholische Verständnis.
In diesem Licht betrachtet ergänzen sich sogar die beiden scheinbar widersprüchlichen Textstellen. Man soll Gott als Gott anbeten und niemand sonst, keine Engel, keine Heiligen. Auf der anderen Seite darf man sie aber als Fürsprecher verehren. Sie übermitteln Botschaften von Gott und an Gott.
Denken wir an die Schriftstelle aus dem Buch Josua. Josua wirft sich auf sein Angesicht zu Boden vor dem Engel nieder und huldigt ihm. Der Engel heißt ihn an, seine Schuhe auszuziehen, weil der Ort, auf dem er steht, heilig ist.
Es gibt eine Vielzahl protestantischer Kirchen mit teilweise unterschiedlichen oder widersprüchlichen Ansichten.
Manche behaupten, dass der Mensch bzw. seine Seele nach seinem körperlichen Tod in eine Art Schlafzustand verfällt (Seelenschlaf). Wieder andere behaupten, dass der Mensch zwar Leib und Seele ist, beides aber im Moment des Todes zerfällt und von Gott irgendwann neu geschaffen wird.
Somit wäre eine Verehrung von Heiligen nicht möglich oder sinnvoll bzw. wird daraus folgend der Vorwurf der Nekromantie gegenüber Katholiken ins Feld geführt.
Dass dem nicht so ist, lässt sich durch die Heilige Schrift belegen. So liest man bei der Verklärung des Herrn:
„Sechs Tage danach nahm Jesus Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes zu sich und führte sie auf einen hohen Berg. Und er wurde vor ihnen verwandelt; sein Gesicht leuchtete wie die Sonne und seine Kleider wurden weiß wie das Licht.
Und siehe, es erschienen ihnen Mose und Elija und redeten mit Jesus. Und Petrus antwortete und sagte zu Jesus: Herr, es ist gut, dass wir hier sind. Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija.
Noch während er redete, siehe, eine leuchtende Wolke überschattete sie und siehe, eine Stimme erscholl aus der Wolke: Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe; auf ihn sollt ihr hören. Als die Jünger das hörten, warfen sie sich mit dem Gesicht zu Boden und fürchteten sich sehr.
Da trat Jesus zu ihnen, fasste sie an und sagte: Steht auf und fürchtet euch nicht! Und als sie aufblickten, sahen sie niemanden außer Jesus allein. Während sie den Berg hinabstiegen, gebot ihnen Jesus: Erzählt niemandem von dem, was ihr gesehen habt, bis der Menschensohn von den Toten auferweckt ist!“
Quelle: Matthäus 17,1 – 8 Revidierte Einheitsübersetzung 2016
Wie lässt sich diese Bibelstelle inhaltlich zusammenfassen?
Vielleicht so: Jesus erscheinen zwei sehr bedeutsame Personen aus dem alten Bund, nämlich Mose und Elija. Jesus unterhält sich mit Ihnen.
Petrus will sogleich drei Hütten für jeden von Ihnen bauen, jedoch weist ihn sogleich Gottes Stimme aus der Wolke darauf hin, dass Jesus sein geliebter Sohn ist und man auf ihn hören soll.
Elija gilt zwar als entrückt, Mose ist aber definitiv verstorben.
„Danach starb Mose, der Knecht des HERRN, dort in Moab, wie es der HERR bestimmt hatte.“
5. Mose 34, 5 Revidierte Einheitsübersetzung 2016
„Als der Erzengel Michael mit dem Teufel rechtete und über den Leichnam des Mose stritt, wagte er es nicht, ein lästerndes Urteil zu fällen, sondern sagte: Der Herr weise dich in die Schranken.“
Judas 1, 9 Revidierte Einheitsübersetzung
„Während sie miteinander gingen und redeten, erschien ein feuriger Wagen mit feurigen Pferden und trennte beide voneinander. Elija fuhr im Wirbelsturm zum Himmel empor.„
2. Könige 2, 11 Revidierte Einheitsübersetzung 2016
Beide erscheinen Jesus bei seiner Verklärung gleichermaßen, der Entrückte und der Verstorbene, beide sind lebendig.
Es lässt sich also schwerlich argumentieren, dass die Seelen im Jenseits nicht aktiv oder sogar nicht vorhanden sind. Können sie sich mit Jesus unterhalten, dann können sie auch Fürsprache für uns einlegen.
Christus sagt selbst:
„Er ist doch kein Gott von Toten, sondern von Lebenden; denn für ihn leben sie alle.“
Lukas 20, 38 Revidierte Einheitsübersetzung 2016
Dies trifft also gleichermaßen auf den verstorbenen Mose und den als entrückt geltenden Elija zu, die aktiv mit Jesus redeten.
Gott kommuniziert aber nicht nur mit den Seelen oder Engeln, die ihn umgeben.
Er macht ebenso deutlich, dass er auch Fürsprache zulässt. Um dies zu beweisen, möchte ich folgenden biblischen Text zitieren:
Abrahams Fürsprache für Sodom
„Die Männer erhoben sich von dort und schauten auf Sodom hinab. Abraham ging mit ihnen, um sie zu geleiten. Da sagte der HERR: Soll ich Abraham verheimlichen, was ich tun will? Abraham soll doch zu einem großen, mächtigen Volk werden, durch ihn sollen alle Völker der Erde Segen erlangen.
Denn ich habe ihn dazu ausersehen, dass er seinen Söhnen und seinem Haus nach ihm gebietet, den Weg des HERRN einzuhalten und Gerechtigkeit und Recht zu üben, damit der HERR seine Zusagen an Abraham erfüllen kann. Der HERR sprach: Das Klagegeschrei über Sodom und Gomorra, ja, das ist angeschwollen und ihre Sünde, ja, die ist schwer.
Ich will hinabsteigen und sehen, ob ihr verderbliches Tun wirklich dem Klagegeschrei entspricht, das zu mir gedrungen ist, oder nicht. Ich will es wissen. Die Männer wandten sich ab von dort und gingen auf Sodom zu. Abraham aber stand noch immer vor dem HERRN.
Abraham trat näher und sagte: Willst du auch den Gerechten mit den Ruchlosen wegraffen? Vielleicht gibt es fünfzig Gerechte in der Stadt: Willst du auch sie wegraffen und nicht doch dem Ort vergeben wegen der fünfzig Gerechten in ihrer Mitte? Fern sei es von dir, so etwas zu tun: den Gerechten zusammen mit dem Frevler töten. Dann ginge es ja dem Gerechten wie dem Frevler. Das sei fern von dir. Sollte der Richter der ganzen Erde nicht Recht üben?
Da sprach der HERR: Wenn ich in Sodom fünfzig Gerechte in der Stadt finde, werde ich ihretwegen dem ganzen Ort vergeben. Abraham antwortete und sprach: Siehe, ich habe es unternommen, mit meinem Herrn zu reden, obwohl ich Staub und Asche bin. Vielleicht fehlen an den fünfzig Gerechten fünf. Wirst du wegen der fünf die ganze Stadt vernichten? Nein, sagte er, ich werde sie nicht vernichten, wenn ich dort fünfundvierzig finde. Er fuhr fort, zu ihm zu reden:
Vielleicht finden sich dort nur vierzig. Da sprach er: Ich werde es der vierzig wegen nicht tun. Da sagte er: Mein Herr zürne nicht, wenn ich weiterrede. Vielleicht finden sich dort nur dreißig. Er entgegnete: Ich werde es nicht tun, wenn ich dort dreißig finde. Darauf sagte er: Siehe, ich habe es unternommen, mit meinem Herrn zu reden. Vielleicht finden sich dort nur zwanzig.
Er antwortete: Ich werde sie nicht vernichten um der zwanzig willen. Und nochmals sagte er: Mein Herr zürne nicht, wenn ich nur noch einmal das Wort ergreife. Vielleicht finden sich dort nur zehn. Er sprach: Ich werde sie nicht vernichten um der zehn willen. Der HERR ging fort, als er aufgehört hatte, zu Abraham zu reden, und Abraham kehrte an seinen Ort zurück.“
Quelle: 1. Mose 16-33 Revidierte Einheitsübersetzung 2016
Beziehungen spielen eine große Rolle. Abraham, der als Freund Gottes gilt, tritt stellvertretend für das zu Recht dem Untergang geweihte Sodom und Gomorrha ein.
Liest man die Stelle, so kann es so wirken, als ließe sich Gott von einem Menschen zu etwas „überreden“. Abraham könnte Gott jedoch nicht „runterhandeln“, wenn Gott dies nicht wollen würde. Gott lässt Abraham somit an seinem Plan verdienstreich mitwirken.
Gott ist der Inbegriff von Liebe, aber auch von Gerechtigkeit. Auch wir sind eingeladen, Gott für andere zu bitten, beispielsweise darum, Gnade vor Recht ergehen zu lassen.
Zwar verschont Gott letztendlich Sodom und Gomorrha nicht, aber Abrahams Fürsprache hat es für diese Städte leichter gemacht, bei Gott Gnade und Verschonung zu finden.
Dies ist ein Verdienst Abrahams, der jedoch nicht möglich gewesen wäre, wenn Gott es nicht gewollt und zugelassen hätte. Nachdem Abraham von Gott die Zusage bekommen hat, dass er die Städte verschonen wird, geht Gott fort. Hätte Abraham vielleicht versucht, Gott zu fragen, ob er die Städte auch verschont, wenn er nur fünf Gerechte dort findet?
Das wissen wir nicht. Was jedoch das Fortgehen Gottes auch nahelegt, ist, dass Gott Fürsprache zwar in großem Maße zulässt, aber eben auch jeder Fürsprache Grenzen gesetzt sind.
Will Gott auch alle Menschen retten und hört jedes Gebet, so können dennoch die Gebete und bitten von Personen gewichtiger als die von anderen Personen sein, wie es diese Bibelstelle andeutet:
„Doch der HERR sprach zu mir: Selbst wenn Mose und Samuel vor mein Angesicht träten, würde ich mich diesem Volk nicht mehr zuwenden. Schicke sie weg von meinem Angesicht, sie sollen gehen!“
Quelle: Jeremia 15,1 Revidierte Einheitsübersetzung 2016
Mose und Samuel sind zweifellos bedeutende Personen im Alten Testament, mit einer besonderen und engen Beziehung zu Gott.
Beziehungen existieren also nicht nur unter Menschen, sondern auch zu Gott. Gott lässt seine Botschaft von Menschen weitertragen, er straft und segnet oft durch Engel, die in seinem Namen handeln.
Fürsprache für andere ist also biblisch und ebenso, dass Gott besonders die Bitten von Menschen hört, die ihm besonders nahe stehen, besonders heilig sind bzw. in einer besonderen Beziehung zu ihm stehen.
Insofern ist das Erbitten der Fürsprache von Heiligen nichts Unchristliches.
Nur eine Person ist gleichzeitig eine Tochter von Gott dem Vater, die Braut des heiligen Geistes und die Mutter von Jesus Christus- die allerseeligste Gottesmutter Maria.
Kein menschliches Herz schlug näher an dem von Jesus Christus und keine Mutter musste gleichzeitig den Schmerz über den Verlust ihres Kindes ertragen und stand im absoluten Gehorsam zu Gott und sagte bedingungslos Ja zu seinem Plan.
Deshalb ist die Marienverehrung bei Katholiken ein elementarer Glaubensinhalt.
Erkennen lässt sich beispielsweise in dem folgenden Text deutlich, dass Gott Fürsprache zulässt, wie schon die Überschrift der Bibelstelle ausdrückt: Bei der ihn jemand stellvertretend um etwas für jemand anderen bittet. Es macht einen Unterschied, wer ihn um etwas bittet.
Jesus Christus IST der alleinige Mittler zwischen Gott und Menschen. Dies wird an den Bibelstellen klar, bei denen der Engel sich nicht anbeten lässt oder die Stimme aus der Wolke Petrus mitteilt, dass er nicht Jesus, Mose und Elija gleichberechtigt drei Hütten bauen soll, sondern auf Jesus allein hören soll. In diesem Aspekt besteht also kein Unterschied zwischen dem katholischen und dem evangelischen Christentum.
ABER: Es ist dennoch nicht falsch, sondern richtig, Engel und Heilige um ihre Fürsprache anzurufen und sie als das zu verehren, was sie sind: Sie säumen den Weg zu Gott und begleiten uns an der Hand auf dem Weg zu ihm.
Sie verstellen uns niemals den Weg zu Gott, sondern ihre ganze Existenz ist ein Fingerzeig auf Gott. Katholiken beten Heilige nicht als „Götter“ an und diese würden dies auch nicht wollen und uns zurechtweisen (vgl. der Engel, der Johannes zurechtweist in Offenbarung 19, 9-10 Revidierte Einheitsübersetzung 2016 ).
Alle Ehre, welche die Katholiken den Heiligen erweisen, kommt somit Gott zugute.
Es lässt sich vielleicht griffiger mit einem Künstler vergleichen, der ein schönes Bild gemalt hat. Ein Bild weist immer auf einen Künstler hin, der es erschaffen hat. Ohne diesen gäbe es das Bild nicht.
Gleichzeitig müsste der Künstler nicht dieses spezielle Bild gemalt haben, um berühmt zu sein, dennoch schlägt sich sein Können in diesem und in vielen anderen Bildern nieder und verweist auf ihn.
Ein Bild an sich ist aber nur eine Schöpfung, es kann mit Ehrungen nichts anfangen, es verweist aber auf das Können des Künstlers und dient so seiner Ehre.
Die katholische Kirche unterscheidet mehrere Formen der Verehrung.
„Dulia (auch „Dulie“, v. griech.: δουλεία, douleia), lateinisch servitus[1], ist in der Theologie die Bezeichnung für die Heiligenverehrung der Kirche. Die Dulia ist grundsätzlich von der – nur Gott zukommenden – Latrie, der Anbetung, zu unterscheiden. Innerhalb der Dulia gibt es noch (quasi als höhere Stufe, jedoch keineswegs mit der Latria vergleichbar) die sogenannte Hyperdulia („Hochverehrung“), die ausschließlich der Jungfrau Maria zukommt.[2] Manche Theologen führten für deren Bräutigam, den hl. Josef, eine Zwischenstufe, Protodulia („Erstverehrung“) genannt, ein, doch ist diese Unterscheidung keineswegs so allgemein in die Terminologie übernommen worden wie die Hyperdulia bzw. Hyperdulie.“
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Dulia
Diese Unterscheidung fehlt im Protestantismus, weswegen für einen Protestanten der Fall klar ist, wenn z. B. ein Katholik einen Knicks vor einer Marienstatue macht: Das Urteil lautet zum einen Abgötterei und Nekromantie.
Gott will uns vergeben, er will uns so nahe wie nur möglich an ihn ziehen und uns Gnade über Gnade zukommen lassen. Deshalb hat er uns zahlreiche Helfer wie die Schutzengel, Vorbilder und Fürsprecher in Form der Heiligen zur Verfügung gestellt.
Es ist also kein Widerspruch, uns an der Hand von Heiligen – und besonders von seiner lieben Mutter- zu Gott führen zu lassen, im Gegenteil!
Die Ehre, die Gott zukommt, wird dadurch nicht geschmälert, sondern gemehrt, und die Beziehung zu ihm festigt sich auf eine intime und durchdringende Art und Weise.
Gott selbst stellt uns den Himmel als Hilfe zur Verfügung.
in der direkten Gegenwart Gottes aufhalten.
Die Heiligen und auch unsere Verstorbenen sind somit nicht „weg“ oder im Himmel abgeschottet, sondern halten sich direkt in der Gegenwart Gottes auf und können mächtige Fürsprecher bei Jesus und somit bei Gott sein.
Lassen Sie uns eins nicht aus den Augen verlieren: Jesus ist wahrer Mensch und wahrer Gott gleichermaßen, dies ist gemeinsames Glaubensgut von Katholiken und Protestanten. Als Mensch hat Jesus nie gegen ein Gebot verstoßen, welches ja seine eigenen Gebote als Gott sind, er hat sie erfüllt.
Somit hat er auch seine irdische Mutter Maria und seinen irdischen Ziehvater Josef geehrt, wie es die Zehn Gebote vorschreiben. Das Johannesevangelium nennt Lazarus mit seinen Schwestern Martha und Maria als besondere Freunde Jesu (vgl. Johannes 11, 1-46 Revidierte Einheitsübersetzung 2016). Jesus bezeichnet seine Apostel als seine Freunde.
Wo Menschen im Spiel sind, da spielen Beziehungen immer eine große Rolle. Es ist somit nie falsch, „an der Hand“ eines Freundes, eines Verwandten oder sogar der Mutter zu jemandem gebracht zu werden, den man besser kennenlernen will. Gleichzeitig hat man dann auch einen Fürsprecher oder eine Fürsprecherin.
Das Alte Testament warnt berechtigt vor den schlimmen Verfehlungen der Nachbarvölker Israels, die Götzen verehrten. Hier wurden Statuen als Götter verehrt und ihnen zum Teil blutige Opfer dargebracht.
Verehren Katholiken Heilige, geschieht dies in einem völlig anderen Kontext.
Es wird eine Konkurrenz zwischen Gott und seinen erlösten Geschöpfen aufgebaut, die nicht vorhanden ist und der jede Grundlage fehlt.
Betrachten wir doch einmal das Ereignis im Johannesevangelium, bei dem Jesus Christus sein öffentliches Wirken begann und wie es dazu kam bzw. wie er es selbst geschehen ließ:
Das erste Zeichen Jesu in Kana in Galiläa
Am dritten Tag fand in Kana in Galiläa eine Hochzeit statt und die Mutter Jesu war dabei. Auch Jesus und seine Jünger waren zur Hochzeit eingeladen.
Als der Wein ausging, sagte die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr.
Jesus erwiderte ihr: Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.
Seine Mutter sagte zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut!
Es standen dort sechs steinerne Wasserkrüge, wie es der Reinigungssitte der Juden entsprach; jeder fasste ungefähr hundert Liter. Jesus sagte zu den Dienern: Füllt die Krüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis zum Rand.
Er sagte zu ihnen: Schöpft jetzt und bringt es dem, der für das Festmahl verantwortlich ist! Sie brachten es ihm.
Dieser kostete das Wasser, das zu Wein geworden war. Er wusste nicht, woher der Wein kam; die Diener aber, die das Wasser geschöpft hatten, wussten es.
Da ließ er den Bräutigam rufen und sagte zu ihm: Jeder setzt zuerst den guten Wein vor und erst, wenn die Gäste zu viel getrunken haben, den weniger guten. Du jedoch hast den guten Wein bis jetzt aufbewahrt.
So tat Jesus sein erstes Zeichen, in Kana in Galiläa, und offenbarte seine Herrlichkeit und seine Jünger glaubten an ihn.
Danach zog er mit seiner Mutter, seinen Brüdern und seinen Jüngern nach Kafarnaum hinab. Dort blieben sie einige Zeit.“
Quelle: Johannes 2, 1-12 Revidierte Einheitsübersetzung 2016
Aus der protestantischen Sicht heraus eine klare Sache: Maria überschreitet ihre Kompetenzen.
Indem sie Jesus darauf hinweist, dass der Wein der Hochzeitsgesellschaft zur Neige gegangen ist und damit anspielt, dass er doch etwas dagegen tun soll, mischt sie sich in seinen Erlösungsplan ein.
Dies steht ihr nicht zu und so bekommt sie eine Abfuhr erteilt. Dies soll uns als warnendes Beispiel dienen, denn Jesus weist sogar seine Mutter zurecht. So oder ähnlich könnten protestantische Theologen argumentieren.
Allerdings ist es NICHT möglich, dass diese Bibelstelle in dieser Art und Weise interpretiert werden kann.
Warum würde Jesus das Anliegen seiner Mutter zurückweisen, um kurz darauf genau das zu machen, was die Aussage seiner Mutter „Sie haben keinen Wein mehr“ impliziert?
Warum sollte er seine Mutter zurechtweisen und sagen, dass es noch nicht so weit ist, dass seine Stunde noch nicht gekommen ist, um öffentlich aufzutreten und seinen Weg zu beginnen, der ihn an das Kreuz führen wird, um dann doch genau das zu tun?
Dies ergibt offensichtlich keinen Sinn.
SINN HINGEGEN ergibt die Betrachtung dieser Textstelle nach der katholischen Perspektive:
Maria bittet ihren Sohn darum, dem Brautpaar zu helfen, und weist auf den ausgegangenen Wein und die damit anstehende Blamage für das Paar hin. Sie weiß, dass ihr Sohn die Macht hat, auf wunderbare Weise einzugreifen und dies abzuwenden.
Jesus versteht diesen Hinweis und das Anliegen seiner Mutter. Er antwortet und weist darauf hin, dass es noch nicht so weit ist, dass er seinen Weg öffentlich beginnt.
Jesu Antwort kann in der griechischen Übersetzung etwa mit „Was ist es dir und was ist es mir“ übersetzt werden, was so viel bedeutet wie „Was geht uns das an?“, womit Jesus gerechtfertigt darauf hinweist, dass er und seine Mutter als Gäste der Hochzeit nicht verantwortlich für das Vorhandensein von Wein sind. Jesus ist als der Messias nicht in die Welt gekommen, um seine Wundermacht einzusetzen, um Partys zu retten oder ausgerechnet dadurch sein erstes öffentliches Zeichen unter den Menschen zu wirken.
Aber DENNOCH tut er diese barmherzige Tat, das ist Fakt.
Er tut es, nachdem seine Mutter die indirekte, die angedeutete Bitte geäußert hat, zu helfen, indem sie zu ihm sagt: „Sie haben keinen Wein mehr“. Jesus versteht direkt, worum es seiner Mutter geht.
Seine Mutter kennt ihren Sohn. Sie hat die wunderbaren Ereignisse vor und nach seiner Geburt selbst erlebt und weiß, wer er ist. Sie wurde vom Erzengel Gabriel in ganz außerordentlicher Weise gegrüßt mit den Worten: „Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir“ (Lukas 1, 28 Rev. Einheitsübersetzung 2016).
Dies lässt sich von keinem anderen Geschöpf behaupten, ohne zu übertreiben oder anmaßend zu sein.
Ebenso prophezeite Maria korrekt, dass sie von jeder Generation selig gepriesen werden würde, im Beisein von der vom Heiligen Geist erfüllten Elisabet. Rufen wir uns ins Bewusstsein, dass Jesus gleichzeitig wahrer Mensch und wahrer Gott ist. Jesus ist als Mensch frommer Jude und seiner Mutter gehorsam, er ehrt sie, wie es seinen eigenen Geboten als Gott entspricht. Er kommt der angedeuteten Bitte (dem Hinweis auf den ausgegangenen Wein) seiner Mutter nach und hilft dem Brautpaar, indem er auf wunderbare Weise Wasser in Wein verwandelt.
Später wird er den Wein beim Einsetzen der Eucharistie verwenden und so der Welt sein Blut in der Form von gewandeltem Wein geben, der ihr ausgegangen ist.
Hierfür ist bei der Hochzeit von Kana der Zeitpunkt noch nicht gekommen, dennoch beginnt Jesus sein öffentliches Wirken bei diesem Ereignis. Jesus‘ Antwort lässt sich also auch als vorausschauender Hinweis auf sein Leiden am Kreuz und das Einsetzen der Eucharistie deuten. In dem Zusammenhang bemerkenswert ist ebenso, dass es im alttestamentlichen Judentum die Tradition vom messianischen Bankett gibt, welches der Erlöser halten wird und im Rahmen dessen auch Wein sorgen wird.
„Der HERR der Heerscharen wird auf diesem Berg / für alle Völker ein Festmahl geben mit den feinsten Speisen, / ein Gelage mit erlesenen Weinen, mit den feinsten, fetten Speisen, / mit erlesenen, reinen Weinen.“
Quelle: Jesaja 25, 6 revidierte Einheitsübersetzung 2016
Ist nun Maria die mächtigste Person im Universum? Kann sie Gott zwingen, nach ihrem Willen zu handeln? Ist also doch etwas dran an dem Vorwurf, dass Katholiken Maria als Göttin anbeten und so doch Götzendienst betreiben? All dies wäre nicht nur falsch, sondern auch anmaßend.
Maria wurde die mächtigste Fürsprecherin, nicht weil sie Macht wollte, sie wurde es durch ihre bedingungslose Demut und Hingabe und völlige Unterwerfung unter den Willen und Heilsplan Gottes.
Niemand kann Gott zu etwas zwingen oder ihn „überreden“, es sei denn -und das ist ein wichtiger Punkt- er will es.
Wusste Gott, wusste Jesus, dass er seinen Weg mit der Hochzeit von Kana beginnt? Ja, er ist allwissend und nicht der Zeit unterworfen, er ist Gott.
Er wusste ebenso, dass ihn seine Mutter bitten würde und er seinen Weg früher beginnen würde, als er es ohne ihre Fürsprache getan hätte.
Dies zeigt die mysteriöse Art und Weise auf, in der Gott uns an seinem Erlösungsplan mitwirken lässt.
Er bezieht uns aktiv ein. Gott will, dass wir mitwirken und uns für andere einsetzen, für sie beten und fürbittend eintreten, so wie es Maria getan hat.
Gerade dadurch, dass Jesus darauf hinweist, dass seine Zeit eigentlich noch nicht gekommen ist und dann doch handelt, zeigt er uns doch deutlich, dass er seiner Mutter keine Bitte abschlägt, die in größter Demut dem göttlichen Plan ihr „JA“ gegeben hat.
Gott wird dadurch sogar verherrlicht, indem wir uns an ihn wenden, um für andere Gutes zu „bewirken“. Dies ist ein Akt der Nächstenliebe und gleichzeitig eine Ehrerbietung für Gott. Es ist sozusagen ein dreifacher Gewinn: Für Gott, für uns und für unsere Nächsten.
Gott würde sich durch Maria, durch die Heiligen, durch uns nicht bitten lassen, wenn er dies nicht wollen würde und nicht wissen würde, bis zu welchem Grad er diese zulässt und erlaubt zu wirken.
So kommt Gott allein die Ehre zu – Soli Deo Gloria -, allerdings in einem völlig anderen Kontext als dem der Reformation. Gleiches gilt für Solus Christus, den alleinigen Vermittler zwischen Gott und den Menschen, welcher Mittler und Fürsprecher einsetzt, die auf ihn verweisen und bei ihm für andere bitten und eintreten. Vergessen wir in dem Zusammenhang auch nie, dass Jesus Christus auch wahrer Mensch ist. Menschen haben Familie, Freunde und sonstige Personen, die mit ihnen in einer besonderen Verbindung stehen.
Fazit: Der vermittelte Vermittler
Gott stellt uns Helfer zur Seite, die den Weg zu ihm säumen, aber diesen nicht verstellen. Jesus Christus ist und bleibt der alleinige Vermittler, dem als Gott alle Ehre zukommt, durch das Einbeziehen seiner Schöpfung in seinen Erlösungsplan.
Ich möchte nun die Betrachtungen der Reformation und deren Glaubenssätze, den fünf Solas, abschließen. Vieles ließe sich noch weiter ausführen, würde aber den Rahmen sprengen.
Außer den genannten gibt es beispielsweise noch zahlreiche andere Passagen der Bibel, in denen deutlich wird, dass Fürsprache etwas bei Gott bewirkt und von ihm gewollt ist. Beispielsweise wird im Buch Tobit deutlich erwähnt, dass der Erzengel Rafael Gebete zu Gott emporträgt.
Wenn Gott dies nicht wollen würde, warum würde er dann einen Engel dafür einsetzen, der in seinem Erlösungsplan einen Auftrag damit erfüllt, ihm die Gebete der Heiligen darzubringen? Könnte Gott dies anders regeln und auf Rafael verzichten? Sicherlich, er ist Gott und hat niemanden nötig, der eine Aufgabe für ihn erledigen muss, aber er hat es so gewollt und diesen Weg festgelegt.
Auch ließe sich weiter auf die der Katholischen Kirche entgegenstehenden Sichtweisen zur Prädestination oder dem angeblichen Vorhandensein von „Brüdern“ von Jesus und vielen weiteren Dingen eingehen.
Es existiert eine große Menge von evangelischen Kirchen und anderer christlicher Konfessionen. Keine von diesen kann von sich behaupten, von Jesus Christus gegründet worden zu sein und von ihm als einzige die Lehrgewalt und Autorität übertragen bekommen zu haben, die sie zu dem macht, was sie ist – die Kirche Gottes.
Sie existiert seit über 2000 Jahren ohne eine Häresie in ihrer Lehre. Wie sollte dies möglich sein, ohne dass sie von Gott geführt wird? Jede Regierung in der Welt hat viele Fehler gemacht, es gab und gibt Widersprüche, Fehler in deren Systemen der Ansichten und Änderungen in dem, was sie aussagen wollen. Diese Dinge findet man nicht in der Katholischen Kirche, sie hat nie ihre Lehre geändert.
Manche Dinge bedürfen zwar näherer Erklärung, was die Auslegung angeht, jedoch nie die Lehre selbst, kein Dogma hat sich geändert. Keine menschliche Institution kann 2000 Jahre überleben, ohne ihre Lehre zu ändern. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal der Katholischen Kirche und gleichzeitig ein Beweis dafür, dass die Katholische Kirche von „oben“ geführt wird.
Allen anderen von Menschen gegründeten Kirchen folgen deren Interpretation und Wünschen, wie die christliche Lehre auszusehen hat. Es fehlt die direkt von Gott verliehene Autorität über das Lehramt, die deren Interpretation zu mehr macht als eine beliebig wirkende unter vielen.
Die katholische Kirche hat das Lehramt inne und die Schlüsselgewalt, wie wir auf den vorherigen Seiten sehen konnten. Die Ausführungen der Reformation lassen sich ironischerweise alleine schon durch die Schrift -quasi Sola Scriptura- widerlegen, scheitern ansonsten aber auch an der Frage der Autorität.
Es kann alleine schon mit gesundem Menschenverstand betrachtet nicht Sinn sein, dass über 40.000 christliche Fraktionen bestehen, die alle behaupten Sie verstehen die Schrift als einzige richtig und legen sie unterschiedlich und widersprüchlich aus. Gott will Einheit, dies sagt die Bibel deutlich aus. Der Geist der sogenannten Reformation hat exakt das Gegenteil bewirkt: Spaltung.
Ich verweise in dem Zusammenhang auf ein Ereignis und dessen Ausgang im Buch Numeri, Kapitel 16 ff. Korach und mit ihm 250 namhafte Israeliten, die gegen Mose und seinen Bruder Aaron aufbegehrten. Sie waren nicht einverstanden damit, dass Gott dem Mose die alleinige Führerschaft und damit eine Vorrangstellung gegeben hatte. Mose soll nicht weiter die Führerstellung beanspruchen, er sei dies lange genug gewesen. Korach und seine Gefolgsleute seien schließlich ja auch heilig und man solle sich nicht über sie erheben und alles alleine beanspruchen.
Ich sehe hier eine deutliche Parallele zum Papsttum der Katholischen Kirche und den Vorwürfen diesbezüglich von den anderen christlichen Fraktionen, deren Ursprung auf ein Schisma zurückgeht.
Dies schließt neben den evangelischen Kirchen auch die orthodoxe Kirche mit ein, denn das erste Schisma (morgenländisches Schisma) hatte bereits lange vor dem Auftreten von Martin Luther (1483-1546), im Jahre 1054 stattgefunden.
Damals spaltete sich die orthodoxe Kirche von der katholischen Kirche ab.
Steht die orthodoxe Kirche der Katholischen Kirche zwar inhaltlich näher als die protestantischen Kirchen, so hat sie sich dennoch von dieser abgespalten und erkennt den Papst nicht mehr an, was vorher der Fall war.
Die damaligen orthodoxen Christen (es gab damals ja nur eine Kirche) hatten sich auch unter den damaligen Papst gestellt, es gab nicht mehrere Päpste mit der obersten Jurisdiktionsgewalt.
Es existieren auch bei den orthodoxen Kirchen – in diesem Punkt vergleichbar mit den evangelischen Kirchen – von Kirche zu Kirche Unterschiede in der Lehre. Diese „regionalen“ Unterschiede treten umso deutlicher zutage, wenn man diese Kirchen über Ländergrenzen hinweg vergleicht. Ebenso nimmt die Politik des jeweiligen Landes teils Einfluss auf diese Kirchen, als Beispiel sei die russisch-orthodoxe Kirche genannt.
Mose überlässt Gott das Urteil und lässt die Aufständischen mit ihm das Opfer vor der Stiftshütte darbringen, woraufhin sich ein Spalt im Erdboden auftut und Korach mit seinen Angehörigen verschlingt, sie fahren lebend in die Unterwelt hinab. Danach schließt sich die Erde wieder und Feuer verzehrt die restlichen Israeliten, die sich Korach angeschlossen hatten.
Jesus hingegen ist Gott und hat sich gehorsam seiner Mutter und seinem „Ziehvater“ Josef freiwillig unterworfen. Dies wird deutlich, als diese ihn im Tempel wiederfinden, als er noch ein Kind war.
Wenn Gott sich also selbst als Mensch an die Regeln hält, die er seiner Schöpfung untereinander vorgibt, wie viel mehr müssten wir uns dann den Regeln unterordnen, die die von ihm eingesetzte Kirche lehrt? Und nicht versuchen, unsere eigenen als gottgewollt zu proklamieren, weil wir das gerne hätten?
Stellen wir keine Götzen auf.