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Was war das Zweite Vatikanische Konzil?

Das Zweite Vatikanische Konzil (auch Vatikanum II genannt), das von 1962 bis 1965 in Rom stattfand, sehen nicht wenige Katholiken mit großer Sorge und Skepsis.

Warum ist das so und was ist überhaupt ein Konzil? Man muss sich ein Konzil wie eine riesige Versammlung von Bischöfen aus der ganzen Welt vorstellen, die zusammenkommen, um über die Kirche und den Glauben zu beraten.

 

In der Geschichte waren Konzile meistens dazu da, Irrlehren zu verurteilen oder den Glauben in einer Krisenzeit zu verteidigen.

Das Vatikanum II aber hatte ein anderes Ziel: Es sollte die Kirche für die moderne Welt öffnen.

Dies war jedoch der Anfang eines großen Problems, wie viele meinen Katholiken meinen, denn die Lehre Jesu Christi ist ewig und muss, ja sie darf sogar nicht dem veränderlichen Zeitgeist der Welt angepasst werden.

 

Was genau waren die Ergebnisse Konzils und wie war die weitere Entwicklung der Kirche nach dem Konzil?

Ein Konzil bringt viele Texte heraus.
Zunächst einmal müssen diese Texte unterschieden werden in: 

 

1. Die bindenden Texte (Dogmatische Lehre)

 

Das sind die wichtigsten Texte, genannt Dogmatische Konstitutionen. Das Wort dogmatisch bedeutet, dass diese Texte alte, verbindliche Lehren der Kirche weitergeben und erklären. Sie müssen geglaubt werden.

  • Lumen Gentium (Licht der Völker): Spricht über die Kirche selbst. Es sagt, die Kirche ist das „Volk Gottes“. Das ist bindende Lehre.

 

  • Dei Verbum (Wort Gottes): Spricht darüber, wie wir die Heilige Schrift (Bibel) und die Heilige Überlieferung verstehen sollen. Das ist bindende Lehre.

 

2. Die Texte für die Seelsorge (Pastorale Ratschläge)

 

Die meisten Texte des Konzils sind sogenannte Pastorale Konstitutionen oder Dekrete. Das Wort pastoral bedeutet Seelsorge. Diese Texte sind keine neuen, bindenden Glaubenssätze. Sie sind eher Ratschläge, wie man den Glauben im modernen Leben besser vermitteln kann. Es sind also nur Empfehlungen, die man annehmen kann – aber nicht muss.

 

 

  • Gaudium et Spes (Freude und Hoffnung): Spricht über die Kirche in der modernen Welt (Ehe, Kultur, Politik). Das sind Ratschläge.

 

  • Sacrosanctum Concilium (Über die Heilige Liturgie): Spricht über den Gottesdienst. Es empfiehlt Änderungen, die den Gottesdienst einfacher und verständlicher machen sollen. Das ist der Text, der zu den größten Problemen geführt hat.

 

Wichtig: Das Konzil selbst hat klargestellt, dass es keine neuen Dogmen (bindende Glaubenswahrheiten) verkünden wollte. Es wollte nur pastorale Hinweise geben. Viele Sorgen, Kritik und Spannungen kommen daher, dass diese „Ratschläge“ danach wie unumstößliche Gesetze behandelt wurden. 

Datei:Vatican-i.jpg

von Walter Ascencio

lizenziert unter CC BY-SA 4.0

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Große Spannungen und Kritik

 

Man kann nicht behaupten, dass das Konzil an sich grundsätzlich schlecht oder gar „böse“ ist. Jedoch lässt sich festsstellen, dass vieles in seinen Aussagen unklar, und gefährlich missverständlich in seinen Formulierungen ist, was in den Jahren danach zu einer schrecklichen Verwirrung im Glauben führte und vielen Spannungen führte. 



Die Hauptkritikpunkte betreffen die Liturgie, die Einheit der Kirche und die Beziehungen zu anderen Religionen.

1. Die Sorge um die Heilige Messe (Liturgie)

Das größte Problem war die Liturgiereform nach dem Konzil. Obwohl das Konzil selbst nur kleine, behutsame Schritte empfohlen hatte (zum Beispiel, dass man einige Lesungen in der Landessprache halten darf), führte dies zur Einführung der Neuen Messe (Novus Ordo).

 

Die Kritik:

  • Der heilige Opfercharakter ging verloren: In der Alten Messe war es klar, dass der Gottesdienst ein heiliges Opfer ist, das Jesus Christus am Kreuz darbrachte. In der Neuen Messe wurde der Aspekt des „gemeinsamen Mahls“ so sehr betont, dass das Opfer in den Hintergrund rückte.

  • Der Verlust der Ehrfurcht: Latein, Stille, Weihrauch, Knien – all das, was die Messe heilig und erhaben machte, wurde fast abgeschafft. Wenn der Gottesdienst aussieht wie ein alltägliches Treffen, verliert er sein Geheimnis.

  • Priester als Animateur: Der Priester schaut nun meistens dem Volk zu (versus populum), anstatt mit dem Volk zusammen ad orientem (nach Osten/zum Herrn) zu schauen. Das veränderte seine Rolle vom Diener am Opferaltar zum Leiter einer Versammlung.

 

2. Die Sorge um die Einheit der Kirche (Ökumenismus)

Der Rat des Konzils, freundlicher mit nicht-katholischen Christen (Protestanten, Orthodoxe) umzugehen (Ökumenismus), führte zu gefährlichen Entwicklungen.

 

Die Kritik:

 

  • Verwässerung der Wahrheit: Die Kirche lehrte immer, dass sie die alleinige, wahre Kirche Christi ist. Die Texte des Konzils sprachen zwar von der „vollen Einheit“, aber betonten auch, dass in anderen christlichen Gemeinschaften „Elemente der Heiligung und der Wahrheit“ zu finden seien. Das wurde so verstanden, als sei es nicht mehr so wichtig, katholisch zu sein.

 

  • Gemeinsames Beten: Die neue Offenheit führte dazu, dass katholische Priester mit protestantischen Pastoren zusammen beteten. Das ist ein Problem, denn Katholiken glauben, dass nur die katholische Kirche das vollständige Priestertum besitzt.

 

  • Religionsfreiheit: Das Konzil bejahte die Religionsfreiheit (Text: Dignitatis Humanae). Dies war und ist jedoch kritisch zu betrachten und bedarf präziser Erläuterung, da die Kirche früher lehrte, dass der Mensch die Pflicht hat, die wahre Religion (die katholische) anzunehmen. Das neue Verständnis schien alle Religionen gleichzustellen.

 

Die tragischen Folgen nach dem Konzil

 

 

Auch wenn das Konzil gute Absichten hatte, führte das, was danach passierte, zu einer tiefen Krise in der katholischen Kirche.

 

  1. Glaubensverlust und leere Kirchen: Nach 1965 gab es einen massiven Einbruch. Priester verließen ihr Amt, Klöster schlossen, und die Zahl der Berufungen ging stark zurück. Viele Menschen, die in einer unklaren Kirche aufwuchsen, verloren den Glauben. Es ist leicht hierin Beweise zu erkennen, dass die Öffnung zur Welt nicht die erhoffte Erneuerung brachte, sondern eine Zersetzung, die sich durch Zahlen belegen lässt.

  2. Verwirrung in der Lehre: Bischöfe, Priester und Theologen begannen, die Lehren des Konzils oft falsch zu interpretieren. Sie sagten, das Konzil habe alles Alte abgeschafft, obwohl dies nicht stimmte. Dies führte zu Verwirrung bei den Gläubigen, die plötzlich nicht mehr wussten, was sie glauben sollten.


  3. Die Rolle der Priesterbruderschaft St. Pius X. (SSPX): Wegen dieser Verwirrung und der Angst vor dem Verlust der Tradition gründete Erzbischof Marcel Lefebvre die Priesterbruderschaft St. Pius X. (SSPX). Sie lehnt die Änderungen des Konzils in vielen Punkten ab und feiert ausschließlich die Alte Messe. Weil die Bruderschaft ohne päpstliche Erlaubnis Bischöfe geweiht hat, steht sie bis heute (Oktober 2025) nicht in voller Gemeinschaft mit der katholischen Kirche und bildet einen großen Spannungspunkt. Im Gegensatz dazu steht die Petrusbruderschaft (FSSP), die ebenfalls die Alte Messe feiert, aber vollständig loyal zum Papst und zur Kirche steht.

Zusammenfassung

Für die Katholische Kirche war das Zweite Vatikanische Konzil ein Wendepunkt mit tragischen Folgen. Die Konzilstexte haben , insbesondere durch ihre „pastorale“ und damit oft unklare Sprache, die Türen der  Kirche für den weltlichen  Zeitgeist geöffnet, der den Glauben nicht gestärkt, sondern deutlich geschwächt hat.

Es bleibt zu hoffen, dass die Kirche bald wieder die klaren, feierlichen und kompromisslosen Wahrheiten der Vergangenheit predigt, und mit Messerscharfer Präzision dort absolute Klarheit schafft wo das Potential besteht, ungewollt Missverständnissen Nährboden und/oder den Feinden der Kirche – kommen sie nun von außen oder gar von innen – Munition zu liefern.